Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt"

Soziale Stadt
Um der sozialen und räumlichen Polarisierung in den Städten entgegen zu wirken, haben Bund und Länder 1999 gemeinsam das bundesweite Programm "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt" auf den Weg gebracht. Das Programm ist ein Stadterneuerungsprogramm, das einen integrativen und damit neuen Ansatz verfolgt: Um die Wirkung der Finanzhilfen zu verstärken, soll die Städtebauförderung mit anderen Förderprogrammen gebündelt werden. Denn Stadtentwicklung kann heute nicht nur Baupolitik im klassischen Sinn sein. Sie muss zum Beispiel auch auf Migrationsprobleme und die Sorge der Menschen um soziale Sicherheit, um den Arbeitsplatz und um die Bildung der Kinder eingehen.
Das Programm "Die soziale Stadt" eröffnet auf allen Ebenen von Politik und Verwaltung die Chance, gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern mit neuen Lösungsansätzen einer Abwärtsentwicklung in schwierigen Stadtteilen gegenzusteuern. Die Anlaufphase des Programms "Die soziale Stadt" ist inzwischen erfolgreich abgeschlossen.

Programmgebiet "Amberg - Am Bergsteig"

Glasfabrik
Die kreisfreie Stadt Amberg wurde 1999 mit dem Stadtteil ‚Am Bergsteig’ in das Programm ‚Soziale Stadt’ aufgenommen. Der Stadtteil liegt im Südosten von Amberg in dezentraler Insellage ca. 2,5 km vom Stadtgebiet entfernt. Das Gebiet wird durch seine Lage zwischen Bahn- und Straßentrassen sowie durch die Leopoldkaserne isoliert. In unmittelbarer Nähe befinden sich die Thomas Glaswerke, ein denkmalgeschütztes, wenig bekanntes Industriegebäude von Walter Gropius, das sich im Besitz der Rosenthal AG befindet.

Die Siedlungstätigkeit setzte 1913/1914 mit dem Bau der Leopold Kaserne ein. 1920 wurde eine Glasflaschenfabrik und Glasschleiferei errichtet, ebenso Wohnhäuser und Behelfsunterkünfte für die Fabrikarbeiter.

Die Ursprünge der Siedlung ‚Am Bergsteig’ liegen in den fünfziger Jahren, als eine Verfügung die Räumung der mit Vertriebenen und Flüchtlingen belegten Kasernen bestimmte.

Rundblock
Darauf hin wurden als vorübergehender Wohnraum zwölf Holzbaracken im Siedlungsgebiet zur Verfügung zu gestellt. In den folgenden Jahren wurden vom Bund nach Abriss der Holzbaracken mehrere Wohnblocks in Einfachbauweise errichtet. Verschiedene Mehrfamilienhäuser sind durch die Stadtbau Amberg GmbH und eine weitere Wohnungsbaugesellschaft später im Siedlungsgebiet ergänzt worden.

Die städtebauliche Struktur des Stadtteils ist durch drei unterschiedliche Bereiche geprägt: eine klar strukturierte Wohnbebauung aus den 50er Jahren, eine sich nicht integrierende Bebauung aus den 70er Jahren sowie ein Gewerbegebiet entlang der Bahnlinie. Die Wohngebäude weisen teilweise erhebliche Mängel im Baukörper und in den Wohnstandards auf. Es fehlte zu Beginn des Soziale Stadt-Projekts eine Regelung der Stellplätze, die Freiräume wirkten vernachlässigt und ungestaltet.

Stadtplan

Zwischenzeitlich übernahm die Stadtbau Amberg GmbH 440 Wohneinheiten auf einer Fläche von 6 ha vom Bund und verbesserte schrittweise das Wohnumfeld. Für Kinder und Jugendliche fehlten Bewegungsräume und die Spielplätze waren in einem verwahrlosten Zustand. Ein Jugendtreff, insbesondere für die Aussiedlerjugendlichen, ist notwendig, ein öffentlicher Bolzplatz wurde inzwischen ausgeschrieben. Infrastrukturell sind Kirche, Kindergarten, Sozialstation und Sportheim sowie eine kleine Ladenzeile mit fünf Einzelhandelsgeschäften vorhanden.

Früher gehörten dem Bund und jetzt der Stadtbau Amberg 17 % der Grundstücksfläche. 160 leerstehende Wohneinheiten im Besitz der Stadtbau Amberg waren bereits vor Einleitung des Bund-Länder-Programms Soziale Stadt unbelegt.

Die Stadt Amberg hat im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs eine Neuordnung des Gebiets angestrebt. Die Stadtbau Amberg hat sich zum Ziel gesetzt, schlechte und nicht zu erhaltende Bausubstanz zu ersetzen, wobei auch an die Einräumung von Erbbaurecht gedacht ist, nicht zuletzt um eine günstigere Bevölkerungsmischung zu erreichen.

Die aktuelle Bevölkerungsmischung sieht folgendermaßen aus: Nach Angabe aus der Sozialraumanalyse des Instituts ISPLAN (2000) liegt der Anteil der Ausländer/innen und Aussiedler/innen im Untersuchungsgebiet wesentlich höher als in der Gesamtstadt. Von den 16,7 % Ausländer/innen stammen 38,4 % aus Polen und 15,9 % aus der Türkei. 20 % aller Bergsteigbewohner/innen sind Aussiedler/innen, im Vergleich dazu, liegt dieser Anteil gesamtstädtisch bei 6,1 %.

Im Rahmen des Soziale Stadt-Programms werden zusammenfassend folgende Ziele und Handlungsschwerpunkte für den Stadtteil im Integrierten Handlungskonzept formuliert:

  • erhebliche Abriss- und Modernisierungsmaßnahmen
  • Umsetzung des städtebaulichen Wettbewerbsentwurfs
  • Management der Zwischenwohnphase für die Bewohnerschaft
  • Wohnumfeldgestaltungen, insbesondere der Grünflächen
  • Verbesserung der Stellplatzsituation
  • Erhalt und Entwicklung der Nahversorgung
  • Fußläufige Verbindung zum Stadtzentrum.

Wichtige Einrichtung für die Bewohner vor Ort ist das Stadtteilbüro am Bergsteig Amberg (SamBA) mit seinem Bürgerservice.